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Jugendarbeit mit Tiefgang

Geschichte des CVJM Aalen

Die Anfänge

Bereits 1866 und 1877 hatte der damalige Dekan Tscherning versucht einen Jünglingsverein in Aalen zu gründen. Das Interesse war aber zunächst noch so gering, dass sich beide Gründungen nach einigen Jahren wieder auflösten.
1886 ging dann Dekan Mezger erneut ans Werk - und hatte mehr Erfolg. Am 31. Januar dieses Jahres fand die erstes Versammlung des späteren CVJM Aalen statt, der zunächst wieder Jünglingsverein genannt wurde. Zunächst traf man sich in der Alten Kinderschule, ab 1899 fand sich Platz für den Verein im oberen Saal des neuen Gemeindehauses, welches in diesem Jahr fertiggestellt wurde.
Ab dem April 1909 hieß der Aalener CVJM dann auch wirklich CVJM: Zu dieser Zeit schloss sich der Jünglingsverein nämlich dem CVJM-Weltbund an und änderte seinen Namen in "Christlicher Verein Junger Männer". CVJM heißen wir auch heute noch, nur deuten wir die Abkürzung mittlerweile als "Christlicher Verein Junger Menschen" - Mädchen und Jungen, Frauen und Männer sind gleichermaßen willkommen - schließlich ist das ja auch bei Jesus so!
Ein weiteres wichtiges Jahr in der Vereinsgeschichte war 1913. Durch Spenden kam der Verein zu seinen Grundstücken am oberen Ende der heutigen Jahnstraße. Zunächst wurde hier eine hölzerne Turnhalle gebaut. Damit hatte der CVJM Aalen eine eigene Heimat, die auch heute noch das Zentrum des Vereinslebens ist.


Weimarer Republik und Nazizeit

Die Vereinsarbeit des CVJM Aalen lief während der Weimarer Zeit sehr gut: Jedes Jahr wurden die Konfirmanden mit dem Vereinsleben bekannt gemacht und viele entschlossen sich, dem CVJM beizutreten.
Im Gegensatz zu den Katholiken waren die evangelischen Christen aber eher kaisertreu. Daher standen sie großenteils der Weimarer Republik skeptisch gegenüber.
Dazu kam, dass das kleine und mittlere Bürgertum die erlittene Unbill durch Inflation und Weltwirtschaftskrise dem demokratischen System anlastete. Da das Programm der NSDAP sich zunächst auch für das Christentum aussprach, sahen viele   Protestanten in den Nazis Verbündete gegen den politischen Katholozismus und erhofften sich von der Machtübernahme der Nazis eine Restauration der Werte der Kaiserzeit. Das gleiche galt für die protestantischen Jugendverbände, die ja ebenfalls deutsch gesinnt waren.
Diese Hoffnungen wurden jedoch bitter enttäuscht. Hitlers Politik brachte Gleichschaltung des Staates und der Kirche. Die Jugend sollte in der HJ im Sinne der Nazi-Ideologie erzogen werden.  Aus diesem Grunde wurden alle Jugendgruppen und so auch der Aalener CVJM in die HJ eingegliedert.
Trotz drohender Repressionern führte der CVJM noch eigene Aktivitäten unabhängig von der HJ durch. Es wurde weiterhin - trotz Verbot -  gemeinsam auf Fahrt gegangen; da die CVJM-Uniform verboten war, trug man weiße Hemden. Man traf sich sonntags  im Gütle und hatte sich dort einen Kellerraum mit geheimem Zugang  eingerichtet. Um das Vereinseigentum vor der Enteignung zu schützen, übertrug man es formal an die evangelische Kirche. Auch im weiteren Verlauf der Nazizeit und sogar während des Zweiten Weltkrieges kamen die Aktivitäten des Aalener CVJM nicht vollständig zum Erliegen. Bis an die Front wurde der Kontakt gehalten: mit Rundbriefen, die von den Angehörigen des Mädchenkreises vervielfältigt wurden. Viele Mitglieder des CVJM Aalen fielen im zweiten Weltkrieg, jedoch der Glaube an Jesus spendete Trost. 


Nach dem Krieg

Mit dem Einmarsch der Amerikaner an einem Dienstag im Frühjahr 1945 endete für Aalen die Nazizeit. Schon am folgenden Sonntag fand das erste, nunmehr wieder legale Treffen des CVJM statt. Bald konnte man auch wieder in das Gütle zurückkehren und die Jugendarbeit wurde auch  wieder aufgenommen.
Ebenfalls wieder aufgenommen wurden die gemeinsamen Fahrten. Da man sich nach den Vorschriften der Besatzung zunächst nicht weiter als 6 km vom Wohnort entfernen durfte, fand das erste Zeltlager - schon Pfingsten 1945(!) - am Fuße des Volkmarsberges statt. Bald waren aber auch wieder weitere Fahrten möglich. 1949 ging es bereits an den Bodensee. Mit der Bahn zunächst nach Friedrichshafen, von dortan wurde marschiert: Wasserburg, Meersburg, Konstanz, Singen waren einige der Ziele.
Ab 1948/49 wurde der CVJM Aalen auch wieder als Verein geführt. Herr Seebich konnte als Vorsitzender gewonnen werden und Fritz Kaiser hielt einfache, aber missionarisch aufgebaute Bibelarbeiten.
In den 50er Jahren wurde das Gütle zu einem Freizeitheim mit Hausmeisterwohnung ausgebaut. Die Kosten dafür wurden durch fleißige Mithilfe der Mitglieder erträglich gehalten. Aus der Turnhalle wurde der große Saal, außerdem gab es im Dachgeschoß ein Matratzenlager für 30 Personen.
Wie Gästebücher aus dieser Zeit belegen, fand das Heim regen Zuspruch von Jungscharen, Jungenschaften, Konfirmanden- und Pfadfindergruppen; auch Mitarbeiterschulungen fanden dort statt.
1972 wurde am Gütle dann schon wieder gebaut. Es erhielt einen Anbau mit Jungscharräumen, dessen Dach eine schöne, große Terrasse bildet. Anstatt des Gemeinschaftsschlafraumes entstanden fünf Zimmer, die an Studenten vermietet wurden. Hintergrund waren Bestrebungen, das Freizeitheim in den Besitz der Landeskirche zu überführen. Die evang. Kirchengemeinde führte dort nämlich immer ihr Ferientagheim durch. Der CVJM Aalen wollte aber lieber selbständig bleiben und so wurde das Ferientagheim nach Leinroden verlegt.
Ein weiterer Grund für den Umbau war, dass der gemeinschaftliche Schlafraum nicht mehr für die Jugendarbeit geeignet war, an deren Veranstaltungen jetzt immer mehr Mädchen und Jungen gemeinsam teilnahmen. 

(aus der Festschrift: 100 Jahre CVJM Aalen)